Wissenschaftler:innen sehen sich immer häufiger der Anforderung gegenüber, die FAIR-Prinzipien in mit digitalen Materialien und Methoden durchgeführten Forschungsprojekten umzusetzen. Da dieses Ziel innerhalb einer begrenzten Projektlaufzeit für eine definierte Fragestellung erreicht werden muss, sollte die Umsetzung von FAIR von Anfang an integraler Bestandteil der Planung und Durchführung von Arbeitspaketen sein.
Komplexer ist diese Herausforderung für Museen, Archive und andere sammelnde Gedächtnisinstitutionen: Sie verfügen in der Regel über Bestandsdaten, die als dynamische Daten über einen langen Zeitraum ohne definierten Endpunkt kontinuierlich fortentwickelt werden. Solche Daten stellen besondere Anforderungen: Sie müssen aktuell, vollständig und korrekt gehalten werden, auch wenn die Kenntnisstände über die Objekte sich ändern und andere Fragen an sie gestellt werden. Oft entsteht der Wunsch, kritischer und differenzierter mit der Dokumentation selbst zu verfahren. Man stellt neue Anforderungen an die Verfügbarkeit früherer Kenntnisstände durch Versionierung der Daten, die umfassendere Einbringung von Quellenbelegen, den Umgang mit unsicherem Wissen. Die Ansprüche an den Leistungsumfang der Datenbasis wandeln sich: Die Bestandsdatenbank, die zuerst nur Inventarfunktion hatte, wird zum Sammlungsmanagement-System, das eine Vielzahl von Kommunikations- und Arbeitsprozessen der Institution und ihrer Partner unterstützen soll. Forschungsergebnisse, die im Rahmen der Provenienzforschung oder für ein Ausstellungsprojekt gewonnen wurden, müssen integriert werden. Immer wichtiger wird die Publikation der Bestandsdaten in der eigenen Online-Datenbank, die Weitergabe an Kulturerbe-Portale, die Bereitstellung von Daten auf Schnittstellen. Da den Daten ein höherer Wert beigemessen wird, sucht man neue professionelle Lösungen für die langfristige Datensicherung.
Die erforderlichen Weichenstellungen zu einer Neuausrichtung müssen häufig während des laufenden Betriebs unter gesetzten Bedingungen vorgenommen werden. Sie betreffen überwiegend die Daueraufgaben, und meist sind die Möglichkeiten begrenzt, dafür zusätzliche Ressourcen einzuwerben.
Möchte man eine nachhaltigere und breitere Nutzbarkeit der Daten im Sinne der FAIR-Prinzipien erreichen, sollte man bei der Überprüfung und Anpassung der institutionellen digitalen Strategie beginnen. Die Leitungsebene einer Institution sollte die Neuausrichtung mittragen, um dem Vorhaben den notwendigen Stellenwert einzuräumen und die notwendigen Personalressourcen und die finanziellen Mittel zu beschaffen und abzusichern. Soll es nicht bei Absichtserklärungen bleiben, ist ein Maßnahmenplan notwendig, der Ziele und Prioritäten im Verhältnis zu den verfügbaren Ressourcen benennt und der in einer konkreten Neuausrichtung der Aktivitäten in der Sammlungserschließung und im Datenmanagement mündet.