Zusammenfassend lässt sich die Ausgangssituation für die Landschaft der Datenangebote in NFDI4Culture folgendermaßen charakterisieren:
Die vielfältige inhaltlich-konzeptionelle Ausrichtung der Datenangebote ist aus einer großen Bandbreite von fachlichen Motivationen entstanden. Sie wurden häufig für bestimmte Anwendergruppen innerhalb der jeweiligen Domänen entwickelt, ohne dass eine klare Abgrenzung feststellbar ist. Anbietende und Nutzende sind durch eine ausgeprägte Diversität gekennzeichnet – sie umfassen Universitätsinstitute, Kunst- und Musikhochschulen, Akademien, Bibliotheken, Archive, Museen, Sammlungen und einzelne Forscher:innen. Als Datenproduzenten oder Diensteanbieter haben diese Akteure keineswegs einen homogenen Hintergrund oder ein einheitliches Verständnis von der Ausgestaltung ihrer Datenangebote oder den Maßnahmen, mit denen Datenqualität umzusetzen wäre. Vielmehr bestehen hier gewachsene Fachkulturen im Bereich der jeweiligen Disziplinen und der bestandshaltenden Institutionen der verschiedenen Sparten (Hochschule/Forschungseinrichtung, Bibliothek, Archiv, Sammlung, Museum und Denkmalpflege).
Entsprechend uneinheitlich ist die Situation in Bezug auf die Anwendung von Dokumentationsstandards. Während sich bibliotheksnahe oder archivarische Angebote oft an den für ihren Bereich etablierten Datenmodellen und Regelwerken RDA, GND und MARC bzw. ISAD(G), RNA und EAD orientieren, ist die Praxis in Museen, Sammlungen und der Denkmalpflege sehr viel heterogener. Hier sind zentrale Ordnungsstrukturen wenig ausgeprägt, auch weil fachlich verankerte Ausbildungsangebote zur Vermittlung anerkannter Regelwerke fehlen. Standards, wie z. B. LIDO, haben sich in der letzten Zeit dennoch auch hier herausgebildet, sind aber nicht überall bekannt oder werden nicht durchweg angewendet.
Hinzu kommt, dass viele Datenangebote bereits seit langem etabliert sind und große Datenmengen verwalten. Hier stehen die Träger vor der Herausforderung, ihr Angebot aktiv und laufend an die sich dynamisch entwickelnden Nutzungsanforderungen anzupassen. Diese nachträgliche Qualitätssteigerung erfordert oft eine umfangreiche Datenkuratierung, für die die Träger nur schwer die erforderlichen Ressourcen aufbringen können. Dies gilt erst recht für Datenangebote, die im Kontext befristeter und nun abgeschlossener Projekte entstanden sind, so dass für deren oft beträchtlichen Weiterentwicklungsbedarf gar keine Mittel zur Verfügung stehen.
Während es demnach eine große Fülle von Forschungsdaten in unterschiedlichen FAIR-Reifegraden gibt, existiert in den in NFDI4Culture verbundenen Disziplinen bislang kein übergreifendes Verfahren zur Messung von FAIRness und Datenqualität. Das Gleiche gilt für die Dokumentation von Datenprovenienzen, die besonders die Anbieter von Daten zu Kulturgut-Sammlungen vor große Herausforderungen stellt, da diese Daten über lange Zeiträume erstellt und modifiziert wurden, oft ohne das Mitführen der erforderlichen Angaben. Der gewählte Ansatz zur Bewertung der Datenqualität muss daher so umfassend ausgelegt sein, dass er sowohl die vielfältigen Fachkulturen und -praktiken als auch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten bei der Anhebung der Qualität der Angebote berücksichtigt, die sich aus der jeweiligen Verfügbarkeit von Ressourcen ergeben.