Die Kernaufgabe unseres Teams im Aufgabenbereich Forschungswerkzeuge und Datendienste ist die Verbesserung der Nachhaltigkeit von Forschungssoftware und Datendiensten im Bereich der materiellen und immateriellen Kulturgüter entlang der FAIR-Prinzipien. Dazu gehört die Verbesserung der Auffindbarkeit, die Bereitstellung und Beschreibung von Forschungswerkzeugen sowie die (Weiter-)Entwicklung dieser Werkzeuge und Dienste entlang der Bedarfe der NFDI4Culture-Community, um diese interoperabel und nachnutzbar den Kultur- und Geisteswissenschaften zu Verfügung stellen zu können.
Zur bedarfsgerechten (Weiter-)Entwicklung von Forschungswerkzeugen und Datendiensten befinden wir uns im engen Austausch mit unserer Community, auch um durch gezielte Förderung eine nachhaltige Softwareentwicklung zu ermöglichen. Dazu vernetzen wir uns außerdem mit Expert:innen, um dieses Thema in allen Bereichen voranzubringen.
Um die Bedarfe der Community identifizieren und die (Weiter-)Entwicklung geeigneter Tools und Services unterstützen zu können, veranstaltet unser Aufgabenbereich jährlich das öffentliche Community-Forum „(Weiter-)Entwicklung von Research Tools & Data Services in der NFDI4Culture“. Forscher:innen, Nutzer:innen und Entwickler:innen haben im Rahmen dieser Veranstaltung die Möglichkeit, Werkzeuge und Dienste zu präsentieren und vorzuschlagen, die perspektivisch (weiter-)entwickelt werden sollen. Im Anschluss an das Forum werden die Einreichungen analysiert, externe Expertisen eingeholt und schließlich dem Culture Steering Board Vorschläge zur Förderung, in Form von Flex Funds, vorgestellt. Nach der Annahme der Vorschläge, erhalten die ausgewählten Projekte zu Beginn des Folgejahres die veranschlagte Summe, um die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen. Über vier Jahre werden insgesamt ca. 400.000 € über das Community-Forum für die bedarfsgerechte Verbesserung der Tool- und Infrastrukturlandschaft unserer Community verteilt werden.
Am 15. September 2022 fand das zweite Community-Forum statt. Nach der Abstimmung im Culture Steering Board wurde eine Förderung von insgesamt 120.000 € für folgende Projekte beschlossen:
Die Ausschüttung erfolgt zu Beginn des Jahres 2023.
Das Expert:innen-Forum ist ein Zusammenschluss von Softwareentwickler:innen, Expert:innen der Disziplinen und Vertreter:innen aus Forschungsorganisationen und Infrastruktureinrichtungen, die sich zweimal jährlich zusammenfinden, um nachhaltige Softwareentwicklung im Rahmen von NFDI4Culture und Strategien zur Etablierung und Sichtbarkeit des Themas in der Domäne des kulturellen Erbes zu diskutieren. In diesem Jahr fand das Expert:innenforum zum dritten und vierten Mal statt, im April mit dem Thema Beurteilung von Forschungssoftware (speziell zu Kriterien für Einreichungen im CKIT Rezensionsjournal sowie Zertifizierung von Forschungssoftware) und im November zum ersten Mal mit dem Schwerpunkt Professionalisierung in der Entwicklung von Forschungssoftware . Außerdem wurde die Handreichung Leitfaden für nachhaltige Softwareentwicklung, die in Zusammenarbeit mit dem Forum im vorangehenden Jahr entwickelt worden ist, im Portal im Rahmen der neu geschaffenen Knowledge Base veröffentlicht.
Als Teil des NFDI4Culture Helpdesks bietet die Beratungsagentur für nachhaltige Softwareentwicklung Unterstützung mit Blick auf die spezifischen Herausforderungen im Zusammenhang mit den Gegenständen, die im NFDI4Culture-Konsortium behandelt werden, und die hiermit verbundenen Themenbereiche Entwicklung, Konsolidierung, Betrieb und Zertifizierung nachhaltiger, interoperabler Forschungswerkzeuge und Datendienste auf Basis der FAIR-Prinzipien. Näheres zu den Aktivitäten der Beratungsagentur findet sich Berichtsabschnitt zum Helpdesk.
Die Knowledge Base enthält Handreichungen, Berichte und Spezifikationen aus den Aufgabenbereichen des Konsortiums zu allen Aspekten des Forschungsdatenmanagements im Bereich des materiellen und immateriellen Kulturerbes. Zu einer der ersten Handreichungen, die innerhalb NFDI4Culture entstanden sind, zählt der „Leitfaden für die nachhaltige Entwicklung und Nutzung von Forschungssoftware“. Darin wird erläutert, wie Software und die mit ihr produzierten Forschungsergebnisse im Sinne der FAIR-Kriterien nachhaltig verfügbar bleiben und möglichst nachnutzbar sein können.
Die NFDI4Culture Registry ist ein Service, der Metadaten über bestehende Forschungswerkzeuge und Datendienste, speziell für den Einsatz in der NFDI4Culture-Community, sammelt und erfasst und einen einfachen Überblick bietet. Darüber hinaus ermöglicht die Registry Forscher:innen den Zugang zu diesen Angeboten und kann damit sowohl parallele als auch doppelte Entwicklungen verhindern. Alle enthaltenen Metadaten werden unter einer offenen Lizenz veröffentlicht, und alle Tools und Dienste erhalten eine eindeutige Kennung, um eine Referenzierung zu ermöglichen. Software-Reviews werden dabei miteinbezogen, um die Zuverlässigkeit im Hinblick auf die FAIR-Grundsätze zu bewerten, zu fördern und hervorzuheben.
Im Verlaufe des Jahres wurden Konzepte des Datenmodells, insbesondere zur Versionierung von Software und zu den mit Diensten assoziierten Forschungsdaten, weiter ausgearbeitet und umgesetzt. Das so erweiterte Datenmodell wurde des Weiteren anhand von realen Testdaten überprüft. Von der ursprünglich angedachten internen Zertifizierung von Forschungssoftware und -datendiensten wurde Abstand genommen und stattdessen aus Gründen der Flexibilität und Redundanzvermeidung die Verwendung von digitalen Zertifikaten, sogenannte Badges, geplant.
Außerdem wurde die Integration der NFDI4Culture Registry in die bereits bestehende, auf dem Content-Management-System TYPO3 beruhende Portallösung vorangetrieben. Dazu wurde der Quellcode der Registry-Erweiterung in eine gemeinsame Codebasis aufgenommen und auch in die bestehenden, für die Bereitstellung des NFDI4Culture Portals notwendigen Prozesse integriert.
Auch wurde das Datenmodell der Registry stärker mit den bereits im Portal umgesetzten Strukturen eines Forschungsinformationssystems (Current Research Information System (CRIS)) des Portals verzahnt, so dass auch ein Ausspielen der Registry-Daten über den NFDI4Culture-Knowledge-Graphen möglich sein wird.
Die im Vorjahr erarbeiteten Präsentationsmodelle dienten als Grundlage für die Entwicklung der Web-Benutzeroberfläche. Dabei wurden die Eingabeformulare für die Registrierung eines neuen Produkts und für die Bearbeitung der Metadaten bestehender Produkte entwickelt. Das Design wurde an das Layout des Portals angepasst.
Die Organisation der Zusammenarbeit im Team wurde verbessert und agil ausgerichtet. Die regelmäßigen Sprints trugen zur effizienten Umsetzung der Arbeiten an der Registry und zur ständigen Überprüfung des Fortschritts bei. Seit Herbst 2022 nimmt das Registry-Team an den wöchentlichen Entwickler:innentreffen des Portals teil. Dies bietet uns die Möglichkeit, kontinuierlich Feedback zu erhalten und eventuelle Probleme, die bei der Portalintegration auftreten, zu besprechen.
Die zunehmende Komplexität des kulturwissenschaftlichen Forschungsdatenmanagements erhöht zunehmend den Anspruch an vorhandene Forschungswerkzeuge und Datendienste. Je nach Forschungsschwerpunkt und Fachdisziplin unterscheiden sich die Bedürfnisse der Forschenden. In unserem Aufgabenbereich liegt der Fokus daher auf der bedarfsorientierten (Weiter-)Entwicklung von Werkzeugen und Diensten mit und aus der Community heraus.
Basierend auf dem Open-Source IIIF-Bildviewer
Mirador 3
bietet der Fachinformationsdienst Kunst – Fotografie – Design auf seinem Portal arthistoricum.net eine Oberfläche für wissenschaftliches Arbeiten an Bilddigitalisaten. In der Forschungsumgebung können Nutzende eigene Bildkollektionen erstellen, diese für eine kollaborative Zusammenarbeit freigegeben und Annotationen erstellen.
Das Vorhaben wurde beim Barcamp „Digitalisierung für die Wissenschaft in NFDI4Culture“ 2021 vorgestellt, um mit diversen Communities in den Austausch bezüglich Annotationen zu treten, Erfahrungen zu teilen und mögliche Synergien zu identifizieren. Hieraus resultierte ein institutionsübergreifender Workshop zum Thema (Bild-)Annotationsentwicklung, aus welchem sich ein regelmäßiger Austausch zwischen den Entwickler-Teams der UB Heidelberg und der SLUB Dresden etablierte. Des Weiteren wurde die IIIF-Forschungsumgebung im Rahmen der 9. International Conference for Art Libraries in München vorgestellt.
Die begonnene Weiterentwicklung der
MEIGarage
wurde fortgeführt indem das Deployment weiter automatisiert, Versions- und Sicherheitsupdates durchgeführt und neue Dokumentation (z.B. Swagger API Dokumentation) hinzugefügt wurde. Durch das modularisierte Setup sind diese Weiterentwicklungen auch in der TEIGarage vorhanden. Um die Nachhaltigkeit des Codes zu verbessern wurde mit der Nutzung von Best Practices Badges wie dem OpenSSF-Best-Practices-Badge begonnen. Als weitere Funktion der MEIGarage wurde die Validierung von Dateien implementiert.
Diese Entwicklungen wurden auch als Poster bei der TEI Conference 2022 und beim NFDI4Culture Panel bei der Jahrestagung für Musikforschung vorgestellt.
Die Mitarbeitenden unseres Aufgabenbereichs beteiligen sich des Weiteren an verschiedenen NFDI-weiten Arbeitsgruppen, wie z. B. den Working Groups und Taskforces Research Software Engineering, Towards NFDI Software Marketplace, Surveys und Qualitätskriterien für Forschungssoftware. Eine aktive und leitende Beteiligung besteht an der Arbeitsgruppe Research Software Engineering in den Digital Humanities im DHd-Verband (AG DH-RSE). Im Jahr 2022 spielte hier das Thema Softwarezitation eine wichtige Rolle. Die Aktivitäten in diesem Bereich werden fortgeführt und weiter ergänzt durch das Thema Professionalisierung der Entwicklung von Forschungssoftware, das zukünftig verstärkte Beachtung finden wird. Neben der Beteiligung an verschiedenen Arbeitsgruppen und der Beschäftigung mit aktuellen Themenschwerpunkten, haben unsere Mitarbeiter:innen an Weiterbildungsangeboten mitgewirkt. Beispielhaft genannt sei hier die Edirom Summer School 2022, zu deren Konzeption und Durchführung wir beigetragen haben und bei der wir mehrere Kurse angeboten haben (z. B. zu Programmierung, Versionsmanagement, XML-Technologien).
Für das Jahr 2023 führen wir die Community-Arbeit im Bereich der Weiterentwicklung von Forschungswerkzeugen und Datendiensten im Rahmen der FlexFunds fort. Weil sich gezeigt hat, dass das Thema Professionalisierung viele weitere diskussionswürdige Aspekte beeinhaltet, ist mindestens ein weiteres Expert:innenforum zu diesem Thema geplant. Der Fokus des sechsten Forums steht bislang noch nicht fest. Außerdem wird Ende März 2023 eine erste Version der NFDI4Culture Registry für die Community auf dem Portal veröffentlicht. Demnach liegt unser Fokus in den folgenden Monaten auf der Anreicherung der Registry mit Metadaten zu diversen Forschungswerkzeugen und Datendiensten. In Planung ist zudem eine erste Veröffentlichung einer Software-Rezension auf CKIT und die Verknüpfung mit der Registry.