Das Team unseres NFDI4Culture Helpdesk berät Angehörige von Forschungseinrichtungen und GLAM-Institutionen (Galleries, Libraries, Archives, Museums) zu allen Fragen rund um das Management von Forschungsdaten in allen Phasen des Datenlebenszyklus. Dabei verstehen wir uns beim Helpdesk, aber auch im gesamte Konsortium als Teil eines Netzwerkes. Im Jahr 2022 konnten wir unsere Netzwerke vertiefen und die Zusammenarbeit mit Externen ausbauen.
Unsere Beratung reicht von der Unterstützung bei der Antragstellung über die Durchführung von Forschungsprojekten, die Suche nach geeigneten Repositorien für die Publikation bis hin zur langfristigen Sicherung der Forschungsergebnisse und zu Fragen der Aus- und Weiterbildung im Bereich Datenkompetenz. Dabei unterstützen wir gleichermaßen Neulinge wie Expert:innen im Forschungsdatenmanagement (FDM).
Diese große Bandbreite an möglichen Vorkenntnissen, institutionellen und fachlichen Zusammenhängen sowie den daraus resultierenden Fragestellungen wirkt sich auch auf die konkrete Beratungspraxis aus: Während ein Teil der Anfragen mittels eines einzelnen Beratungsgesprächs oder im Austausch per E-Mail erfolgreich abgeschlossen werden kann, erstrecken sich andere Beratungen über mehrere Monate und involvieren Expert:innen aus verschiedenen Aufgabenbereichen des Konsortiums.
Die Mitglieder unseres Team Helpdesk stehen im ständigen Austausch miteinander und führen eine jährliche Evaluation durch. Daraus resultieren Verbesserungen im Workflow, wie z.B. der Ausbau des Datenmodells zur Beratungsdokumentation im Projektmanagementsystem OpenProject.
Im Februar 2022 führte unser Team erstmals ein Strategietreffen durch. Dort haben wir die bis dahin bearbeiteten Beratungsfälle analysiert. Unser etablierter Workflow hat sich dabei als effizient erwiesen. Die Ergebnisse zeigten, dass Beratungen meist mehrere Aufgabenbereiche betreffen und häufig über persönliche Kontakte bei uns eingehen. Daher haben wir uns das Ziel gesetzt, das Helpdesk-Kontaktformular bekannter zu machen, was gelungen ist, und den NFDI4Culture Helpdesk bei allen relevanten Gelegenheiten vorzustellen/stärker zu bewerben (siehe Outreach).
Es kommt immer wieder vor, dass sich Projekte über mehrere Wege gleichzeitig an unser Konsortium wenden. Um die Qualität der Beratung zu sichern und die Beratungsprozesse besser zu koordinieren, haben wir die Dokumentation im Projektmanagementsystem so umstrukturiert, dass sich Anfragen derselben Herkunft leichter zusammenführen lassen. Darüber hinaus wird dadurch das Reporting erleichtert und konsortiumsrelevante Informationen erfasst, z. B. ob ein Letter of Intent von NFDI4Culture für die Projekte ausgestellt wurde.
Im Jahr 2022 kam es erstmals zu cross-konsortialen Beratungen, die die Themengebiete zweier Konsortien betrafen und damit der Herausforderung von komplexen, interdisziplinären Projektkontexten gerecht werden konnten: Wir haben drei Beratungen gemeinsam mit Text+ und eine mit NFDI4Objects durchgeführt. Wir berieten auch in einem Fall zusammen mit der sächsischen Landesinitiative zum Forschungsdatenmanagement (FDM): SaxFDM.
Der Begriff „Digitalisierung“ wird in der Community deutlich weiter verstanden als die reine Überführung eines analogen Objektes in eine digitale Instanz und seine Anreicherung. Die Anfragen in diesem Bereich betrafen zumeist auch die beschreibende Objekterschließung und zeitgleich Fragen nach Softwarelösungen oder Hosting.
Es erreichten uns vermehrt Bitten um Hilfestellung beim Finden von seriösen Anbietern von Digitalisierungsleistungen (Audio-, Video-, Foto- und Buchdigitalisierung).
Die Empfehlung zur Arbeit mit Normdaten, z.B. der GND (Gemeinsame Normdatei) und kontrollierten Vokabularen stand im Zentrum der Beratungstätigkeiten, da sie einen elementaren Beitrag zur FAIRness von Forschungsdaten darstellen und in verschiedenen Nutzungskontexten zum Einsatz kommen können (Sammlungen, Projekte, Forschungsdatenrepositorien). Fragen der Formatkonvertierung und -integration, Datenmanagementplänen sowie Modellierungsfragen der Metadaten spielten ebenfalls eine Rolle.
Problemstellungen ergeben sich aus der Praxis, dass Forschungsprojekte häufig eine eigene Datenbank aufbauen möchten, anstatt bestehende Datenhubs zu nutzen und damit zur Nachhaltigkeit beizutragen (z.B. in der Musikwissenschaft), sowie der generelle Mangel an fachspezifischen Standards, beispielsweise in der Theaterwissenschaft.
Das Angebot wird bisher in erster Linie von Forschenden angenommen, die Software anwenden wollen und weniger von solchen, die Software entwickeln wollen.
Da die Palette an Software und Anwendungsszenarien zu breit ist, um von Einzelpersonen überblickt zu werden, wird bei Beratungen auf den Expert:innen-Kreis aus NFDI4Culture zurückgegriffen und in Zukunft kann die Registry for Tools & Services diese Nachfrage ergänzend bedienen.
Dass universitäre Infrastrukturangebote (z.B. Cloudspeicher wie Sciebo, etc.) nur von universitären Einrichtungen genutzt werden können, hat sich bei Anfragen aus dem nichtuniversitären Bereich oft als Hindernis erwiesen.
Anfragen betrafen insbesondere die nachhaltige Archivierung von Forschungsergebnissen, Persistenz und Zitierbarkeit von (Daten-)Publikationen sowie die Langzeitarchivierung von komplexen Medienformaten wie 3D, Audio und Video.
Ein Überblick empfehlenswerter, fachspezifischer und generischer Publikations- und Archivierungsdienste für Kulturdaten in verschiedenen Medienformaten wurde auf dem Portal als unterstützende Informationsressource veröffentlicht.
Eine Herausforderung ist, dass existierende Lösungen, z.B. für die nachhaltige Aufbewahrung von wissenschaftsbezogenen Online-Ressourcen, häufig nicht den Anforderungen einer FAIRen Archivierung entsprechen. Zudem ist die Möglichkeit der Veröffentlichung von Projektergebnissen oft eingeschränkt, z.B. aufgrund der Methode der Datenentstehung und -verarbeitung, die zu rechtlichen Unsicherheiten führt.
Unser Legal Helpdesk ist ein nachgefragter Gesprächspartner geworden und hat sich einen guten Ruf erarbeitet. Wir können kein Justitiariat ersetzen und auch keine operativen Entscheidungen vorwegnehmen. Diese Erwartungshaltung ist aber zunehmend festzustellen.
Trotz wachsender Erreichbarkeit von Informationen zu Rechtsthemen steigt die Nachfrage nach Gesprächen zu Urheberrecht und Datenschutz.
Im Jahr 2022 konnten wir Helpdeskanfragen, in denen konkrete Bedarfe für neue Weiterbildungsangebote zum Thema Forschungsdatenmanagement geäußert wurden, produktiv nutzen, um in Kooperation mit den Klient:innen neue Angebote zu entwickeln.
Indes besteht eine Herausforderung darin, das Angebot zur Beratung im Bereich Datenkompetenz in den Communities des Konsortiums noch bekannter zu machen. Verstärkt erreichten uns Anfragen aus der film- und medienwissenschaftlichen Community, bei denen wiederkehrende Themen beispielsweise Aspekte der Langzeitarchivierung und Zugänglichmachung von Forschungsdaten aus abgeschlossenen Forschungsprojekten waren.
Bei den Fragen nach Finanzierungsmöglichkeiten und Forschungsförderung wiesen die unterschiedlichen Anfragen eine sehr große Bandbreite auf: Es ging um Förderanträge im Rahmen von EU Horizon, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie um das Akademienprogramm.
Der Bedarf nach Orientierung in der Förderlandschaft ist einerseits hoch, da die wenigsten Klient:innen die Vielfalt der Förderinstitutionen und -programme für die individuellen Möglichkeiten sowie deren Eignung für die eigene Projektidee im Blick haben. Andererseits zeigt sich, dass die meisten Projektantragsteller:innen bereits eine konkrete Förderlinie für ihr Projekt anstreben und daher wenig Unterstützungsbedarf bei sich sehen. Idealerweise fände daher bereits vor der Antragstellung eine Kontaktaufnahme zu unserem Helpdesk statt.
Unser dreisprachiger Ukraine-Helpdesk wurde kurz nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine im Frühjahr 2022 aufgebaut und ist über das NFDI4Culture Portal erreichbar. Er ist als niedrigschwelliger Single Point of Contact zur Beschaffung, Transport, Logistik von Equipment für den Kulturerbebereich über SUCHO (Saving Ukrainian Cultural Heritage Online) gedacht und unterstützt auch beratend bei der Durchführung von Digitalisierungsprojekten vor Ort.
Herausforderungen sind das Sichtbarmachen des gezielt auf Digitalisierung und Sicherung des Kulturerbes zugeschnitten Angebots bei den ukarinischen Kolleg:innen, die Sprachbarriere und vor allem das andauernde Kriegsgeschehen mit Stromausfällen und eingeschränkten Erreichbarkeiten in der Ukraine.
Der Ukraine-Helpdesk baut technisch auf den Strukturen des Culture Helpdesk auf und wird organisatorisch und inhaltlich vom Aufgabenbereich Digitalisierung und Anreicherung betreut. Nähere Informationen dazu finden sich hier.
Im Jahr 2022 gingen 175 Anfragen beim NFDI4Culture Helpdesk ein (zum Vergleich: im Jahr 2021 waren es 112). Die Anfragen stammten zu zwei Dritteln aus Architektur, Kunst-, Musik-, Medien-, und Theaterwissenschaften sowie zu einem Drittel aus angrenzenden Fächern, wie Literaturwissenschaften, Archäologie und Ethnologie, die nicht zu den 4Culture-Fächern gehören.
Dabei machen Anfragen von Forschungsprojekten und solche aus dem Hochschulbereich den größten Anteil aus. Etwa die Hälfte der beratenen Projekte wandte sich während ihrer Laufzeit an unseren Helpdesk. Die andere Hälfte setzt sich aus geplanten, im Antrag befindlichen oder bereits beendeten Projekten zusammen.
Aus dem Bereich der Infrastruktureinrichtungen, Museen, Archive, Verbände, Netzwerke und Initiativen kamen etwa ein Drittel der Anfragen.
Das Team des NFDI4Culture Helpdesks hat im Jahr 2022 bei verschiedenen Anlässen diesen für das Konsortium zentralen Service vorgestellt. Der Schwerpunkt lag hierbei auf der Weitergabe von Erfahrungen zum Workflow mit anderen NFDI-Konsortien sowie den föderalen Initiativen zum Forschungsdatenmanagement (FDM):
Neben der Fortführung der regulären Beratungstätigkeit planen wir, im Jahr 2023 zur weiteren Optimierung von Beratungsprozessen ein Coaching wahrzunehmen. Vor dem Hintergrund des andauernden Krieges gegen die Ukraine gehen wir von einem weiterhin bestehenden Bedarf an Beratungen im Bereich des Ukraine-Helpdesks aus. Abgeleitet aus den bisher durchgeführten Beratungen rechnen wir für das Jahr 2023 mit einer Zunahme jener Beratungsfälle, die eine kollaborative Zusammenarbeit zwischen mehreren Konsortien und FDM-Initiativen erfordern.