Zu Beginn des Jahres 2022 galt es, Erkenntnisse aus den ersten Veranstaltungen, Beratungen und Interaktionen unseres Aufgabenbereiches mit der Community auszuwerten und unmittelbar in die weitere Arbeitsplanung aufzunehmen. Das Schwerpunktthema 3D ergab sich anhand unserer Aktivitäten in 2021, die deutlich gemacht hatten, dass in diesem Datenbereich die Entwicklungen besonders rasant sind und folglich ein hoher Standardisierungsbedarf vorliegt. Konkret wurden Bedarfe in der Softwareentwicklung zur Anreicherung von digitalen Kulturgütern umgesetzt (spezielle 3D-Modelle). Ebenso bestimmte das Thema 3D das Veranstaltungsportfolio und die erarbeiteten Handreichungen. Bereits früher abgefragte Bedarfe und Erkenntnisse aus individuellen Beratungen zeigen, dass Fragen zur Digitalisierung in der Praxis sehr komplex sind, oft über den Rahmen der spezifischen Fragestellungen in unserem Aufgabenbereich hinausgehen und auch so behandelt werden sollten. Aus diesem Grund wurde der Fokus bei den Veranstaltungen auf Angebote in Kooperation mit fachverwandten Expert:innen aus NFDI4Culture und darüber hinaus gelegt.
Wir entschieden uns für mehrere partizipative Community-Formate mit spezifischen Themen zu aktuellen Entwicklungen rund um 3D-Digitalisierung und setzten auf gemeinsame Aktivitäten mit internen und externe Fachabteilungen und -kolleg:innen.
3D-Visualisierung Hackathon-Logo: Logo 3D-Hackathon „Creating New Dimensions 2022“, CC BY 4.0, Autor:in: Zoe Schubert
Kollaborative Forumsveranstaltung mit dem Aufgabenbereich Datenpublikation und Langzeitarchivierung – 12. Mai 2022, online
Mit unserem gemeinsam mit dem Aufgabenbereich Datenpublikation und Langzeitarchivierung veranstalteten Forum haben wir sowohl etablierten und werdenden Diensten mit ihren Angeboten als auch Forschenden mit ihren Anforderungen und Fragen eine Plattform gegeben. Insgesamt haben 160 Teilnehmende ihr Interesse am Thema 3D und Langzeitarchivierung gezeigt und sich intensiv ausgetauscht.
Ein ausführlicher Bericht über die Veranstaltung findet sich auf unserem Portal.
Gemeinsame Veranstaltung mit FID BauDigital – 6. Juli 2022, online
Das Barcamp 3D und Kulturerbe, gemeinsam organisiert mit dem FID BauDigital , hat mit 90 angemeldeten Teilnehmenden zu einem informativen, interessanten und dienlichen Austausch mit der Community beigetragen. Das bewährte Format führte auch in diesem Jahr wieder zu vielen lehrreichen Anregungen und für unsere Arbeit wertvollen Anknüpfungspunkten.
Ein ausführlicher Bericht über die Veranstaltung findet sich auf unserem Portal.
Erster Cross-NFDI-Hackathon – 24. September bis 24. Oktober 2022, Berlin
Wir veranstalteten im Herbst 2022 den bundesweit ersten 3D-Hackathon zu offenen Forschungsdaten, gemeinsam mit NFDI4Biodiversity, NFDI4Objects und der AG3D. Es handelte sich um den ersten Cross-NFDI-Hackathon, von unserem neunköpfigen Organisations-Team über Fächergrenzen hinweg gemeinsam geplant und vorbereitet. Als weitere Partner waren der konsortiumseigene Langzeitarchivierungs-Dienst RADAR4Culture und das Museum für Naturkunde Berlin mit an Bord.
Institutionen aus den Communities aller beteiligten NFDI-Konsortien und -Initiativen waren aufgerufen, ihr vielfältiges Datengut unter einer offenen Lizenz zur Verfügung zu stellen. Alle Informationen zum 3D-Hackathon, den Datensets, die entwickelten Anwendungen und die Gewinner:innen sind auf der Event-Webseite einsehbar.
In Beratungen vor allem von Hochschulsammlungen und Forschungsprojekten konnten wir individuelle Anfragen zum Thema Digitalisierung aus der Praxis der Fachcommunity adressieren und Hilfestellung geben. Fast immer betrafen die Anfragen zeitgleich auch die digitale Sammlungserschließung, Langzeitarchivierung und weitere verwandte Themen des Datenlebenszyklus. Daher wurden die Beratung in der Regel gemeinsam vom SBB-Team mit den Expert:innen der benachbarten Aufgabenbereiche durchgeführt. Weitere Details sind dem Bericht des Culture Helpdesks zu entnehmen.
Durch den Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 entwickelte sich ab dem Frühjahr ein Engagement seitens verschiedener NFDI4Culture-Mitarbeiter:innen im Rahmen des Netzwerkes SUCHO.org (Saving Ukrainian Heritage Online). Anhand der fortschreitenden Eroberungen und Zerstörungen auf ukrainischem Gebiet wurde ein dringender Bedarf an Sicherung und Digitalisierung von ukrainischem Kulturgut offenbar und von den dortigen Kolleg:innen als dringend kommuniziert. Das legte den Grundstein für das Einrichten des Ukraine-Helpdesks.
Ab Juni 2022 begann eine konkrete Vernetzung von NFDI4Culture mit SUCHO.org, anhand der Digitalisierungsbedarfe vor allem mit unserem Aufgabenbereich. Zunächst wurden die Ressourcen und Kooperationsmöglichkeiten zwischen NFDI4Culture, SUCHO.org und den angeschlossenen Partnern, der ÖAW (Österreichische Akademie der Wissenschaften) und der Nationalbibliothek Schweden, ausgelotet. NFDI4Culture bot an, die etablierten Culture-Helpdesk-Strukturen nachnutzbar zu gestalten und so den ukrainischen Kolleg:innen einen Single-Point of Contact zu ermöglichen.
Innerhalb von NFDI4Culture übernahm daraufhin unser Aufgabenbereich die operative Umsetzung des Angebotes. Im August 2022 ging der dreisprachige Ukraine-Helpdesk auf dem Portal online. Maryna Nazarovets, Ukrainische Gastwissenschaftlerin an der TIB, wird in diesem Kontext als Kontaktperson beschäftigt. Die Zusammenarbeit wird detailliert im Blogartikel „SUCHO x NFDI4Culture: eine Kollaboration zur Rettung des ukrainischen Kulturerbes“ beschrieben.
Der Ukraine-Helpdesk richtet sich an deutsche, europäische und ukrainische Einrichtungen des kulturellen Erbes. Diese können technische Hardware, Wissen oder andere Ressourcen anbieten, die für die Digitalisierungsbemühungen in der Ukraine verwendet werden können.
Ukrainische Institutionen können sich mit spezifischen Anfragen zu Digitalisierungsgeräten oder anderen benötigten Ressourcen via den Ukraine-Helpdesk an SUCHO wenden und ebenso Unterstützung bei der Schulung und Durchführung von Digitalisierungsaktivitäten erhalten oder aber ihren eigenen Kolleg:innen zur Verfügung stellen.
Im Kontext unserer Ukraine-Aktivitäten wurde im vierten Quartal 2022 das Projekt „Documenting Ukrainian Cultural Heritage“ gestartet. Ziel ist die Dokumentation kriegsbedrohter Bauwerke in der Ukraine und soll als fundierte Grundlage für den Wiederaufbau von Gebäuden dienen.
Im Herbst/Winter 2022 begann außerdem ein Austausch mit der Initiative ICOM4Ukraine und dem Museum Berlin-Karlshorst, um sich mit den dort gestarteten Bemühungen zu koordinieren und gemeinsam ein stärkeres Angebot zu etablieren. Die Abstimmungen dazu laufen und hängen derzeit vor allem an der Frage der Weiterfinanzierung der beiden Hilfsinitiativen. Der NFDI4Culture Ukraine-Helpdesk kann durch die aktuell gesicherte Finanzierung des Konsortiums glücklicherweise unabhängig und weiterhin als Ankerpunkt agieren, um ukrainische Kulturerbe-Institutionen bei der digitalen Bewahrung ihres materiellen Kulturerbes zu unterstützen.
Zu den Erfolgen und Herausforderungen des Ukraine-Helpdesk siehe Bericht des Culture Helpdesk.
Auch das Erstellen und Publizieren von unterstützenden Informationsmaterialien ist für die Community von hoher Relevanz. Die Bedarfe werden entweder direkt an uns herangetragen, im Rahmen der Auswertung unserer Events offen oder in den Beratungen individuell angesprochen.
Teil eines dreiteiligen Erklärvideo-Serie mit dem Aufgabenbereich Standards, Datenqualität und Kuratierung und dem Aufgabenbereich Governance und Administration
Die mit dem Aufgabenbereich Datenpublikation und Langzeitarchivierung gemeinsam durchgeführte Veranstaltung zum Thema „3D und Langzeitarchivierung“ eröffneten wir mit einem Einführungsvortrag zu digitalen 3D-Objekten in der Wissenschaft. Dieser stieß auf sehr gute Resonanz in der Community. Dem Bedarf nach einer grundlegenden Einführung zu digitalen 3D-Objekten sind wir daraufhin mit der Konzeption und Planung sowie der Betreuung zur Umsetzung eines passenden Erklärvideos nachgekommen. Die Publikation des Videos ist für Anfang 2023 vorgesehen.
In Zusammenarbeit mit dem Aufgabenbereich Standards, Datenqualität und Kuratierung
Aktiv involviert waren wir bei der Aktualisierung der DFG-Praxisregeln im Bereich 3D-Digitalisierung. Die Praxisregeln wurden 2022 überarbeitet und werden Anfang 2023 publiziert.
Neben den Netzwerk-, Beratungs- und Verbreitungsaktivitäten setzen wir gemeinsam mit den NFDI4Culture-Teilnehmer:innen die Entwicklung unserer Toolchain für die Datenanreicherung fort. Die Entwicklung begann im Jahr 2021, als wir mehrere bestehende FOSS (free open source software) Tools integrierten: OpenRefine, Wikibase und Kompakkt.
Die erste vollständige Version der Toolchain in Produktion wurde im März 2022 während der DHd-Konferenz online vorgestellt. Nach dem Launch haben wir mehrere Testsitzungen mit Mitgliedern von NFDI4Culture und der internationalen DH-Community durchgeführt. Insbesondere organisierten wir Workshops auf den Konferenzen JCDL 2022, der Spatial Humanities 2022 und der SWIB 2022. Die Workshops halfen uns dabei, wichtiges Feedback zu sammeln und das Produkt stabiler zu machen. Dazu gehörten Verbesserungen bei der Kontoverwaltung (Anmeldung mit den gleichen Anmeldedaten sowohl bei Kompakkt als auch bei Wikibase), Verbesserungen des Annotations-Workflows, einschließlich des Hinzufügens zusätzlicher Metadaten zu den Annotationen, wie z. B. Autor:innen und Lizenzen, sowie Verbesserungen der Präzision, mit der die Annotationen an die Oberfläche der 3D-Modelle geheftet werden.
Dank der NFDI4Culture Software Flexfunds, die für die Weiterentwicklung von Wikibase bereitgestellt wurden, konnten wir eine neue RDF-Erweiterung für Wikibase in die Toolchain integrieren, die es erstmals ermöglicht, Standard-RDF-Ontologien in den Wikibase-Triplestore zu integrieren.
Darüber hinaus haben wir im September 2022 an der TIB Hannover ein Tools-Symposium mit Vertretern der Entwicklercommunities von OpenRefine, Kompakkt, Wikibase und dem iArt-Projekt veranstaltet. Ziel des Symposiums war es, die Roadmap der zukünftigen Entwicklungsmeilensteine zu planen, mit besonderem Fokus auf der Implementierung von fortgeschrittenen halbautomatischen Annotationsfunktionen in die Toolchain (über die Zusammenarbeit mit dem iArt-Projekt).
Im letzten Quartal des Jahres haben wir im Rahmen der Implementierungsarbeiten an der Software drei wichtige Meilensteine erreicht:
Unser Team war vielfach bei externen Konferenzen, Foren und Talk Series präsent und intensivierte seine Kontakte in die vielfältigen Communities.
Unser Team teilt die Zuständigkeiten zwischen den Aufgabenbereichen Digitalisierung und Anreicherung und Übergreifende technische, ethische und rechtliche Aktivitäten auf und gewährleistet so eine enge Zusammenarbeit. Da wir uns auf die Anreicherung mit Standardvokabularen konzentrieren, finden häufig auch koordinierte Sitzungen mit dem Aufgabenbereich Standards, Datenqualität und Kuratierung statt; auch wurden Helpdesk-Beratungen im Schwerpunkt gemeinsam mit diesem Aufgabenbereich angeboten. Die Zusammenarbeit bei der Arbeit an Linked Open Data hat zu einer starken Beteiligung an den Sektionen der NFDI geführt, insbesondere an der Sektion Metadaten (Gesamtsektion – Member, Arbeitsgruppe Wissensgraphen – Coordinator, Arbeitsgruppe Ontologie-Mapping und Harmonisierung – Member). Reinhard Altenhöner stellt zudem als Co-Spokesperson sowohl von NFDI4Culture als auch Base4NFDI eine enge Verbindung zur Basisdienste-Entwicklung in der NFDI her.
Unser Aufgabenbereich stellt den Community Manager für WikiBase. Zusätzlich zu den üblichen Schnittstellenteams-Aktivitäten (Coordination Offices, Helpdesk, Guidelines, Content Portal) beteiligen wir uns am Technical Coordination Office und betreuen für das Culture Coordination Office übergreifend die Erstellung von Erklärvideos innerhalb von NFDI4Culture.
Unser Team war in und mit diversen fachspezifischen Digitalisierungs-Arbeitsgemeinschaften inhaltlich und netzwerkend aktiv, so z. B. im Rahmen von Europeana und IIIF oder auch im DFG-Netzwerk Digitale 3D-Rekonstruktion.
Im Jahr 2023 möchten wir uns neben dem weiteren intensiven Community-Building auf die beiden Schwerpunktthemen Handreichungen und Standards im Digitalisierungsprozess konzentrieren, in enger Zusammenarbeit mit dem Aufgabenbereich Standards, Datenqualität und Kuratierung. Die Veröffentlichung des ersten Erklärvideos und der DFG-Praxisregeln ist ein erster Schritt, der durch weitere vergleichbare Materialien ergänzt werden soll. Außerdem ist das kollaborative Erarbeiten von Handreichungen direkt mit Expert:innen aus der Community angedacht.
Damit weiterhin sichergestellt wird, dass die Softwarearbeit auch im Rahmen der weiteren Ausdifferenzierung einzelner Komponenten den Bedürfnissen aller relevanten Communities entspricht, sind in regelmäßigen Abständen Expert:innen-Workshops geplant. Diese werden sich Themen rund um 3D und Annotationen, zugeschnitten auf die verschiedenen NFDI4Culture Communities, widmen.