Unser übergreifendes Ziel ist es, die Erstellung und kontinuierliche Anreicherung des digitalen Kulturerbes mit den Anforderungen von Forschenden, GLAM-Expert:innen und verschiedenen anderen Zielgruppen in Einklang zu bringen. Der Aufgabenbereich Digitalisierung und Anreicherung ging in voller Personenstärke im April bzw. im Juni des Jahres 2021 an den Start. Im Fokus standen zunächst eine Standortbestimmung und eine Sondierung der Handlungsfelder für die Schwerpunktthemen Vernetzung und Bedarfe sowie parallel die Entwicklung einer Toolchain zur 3D-Datenanreicherung.
In enger Zusammenarbeit mit der Digitalisierungs-Fachcommunity möchten wir ein starkes Netzwerk aufbauen, um einen regelmäßigen Austausch zwischen Produzierenden und Nutzenden von digitalen Materialien zu unterstützen. Für unsere Auftaktveranstaltung entschieden wir uns daher im Bereich Events für ein Culture-Barcamp als explizit partizipatives Community-Format. Die für uns und für viele Teilnehmer:innen neue Veranstaltungsform feierte mit dieser Veranstaltung im Rahmen von NFDI4Culture Premiere.
7. und 8. Oktober 2021 - online
Die erste Forumsveranstaltung unseres Aufgabenbereichs fand über zwei halbe Tage digital statt. Sie widmete sich allgemein dem Thema Digitalisierung und richtete sich explizit an die gesamte Fachcommunity, von Neulingen in diesem Feld bis hin zu professionellen Digitalisierungsanbietern. Die zentralen Ziele waren von Beginn an der intensive Austausch und die Vernetzung, sowie das Abfragen der Bedürfnisse und Wünschen der Community.
Nach einem ersten Tag mit einführenden Inspiration Talks aus vier unterschiedlichen Akteurs-Perspektiven zu Herausforderungen und Chancen von Digitalisierung im Jahr 2021, veranstalteten wir am Folgetag ein Barcamp. Das Format Barcamp ermöglichte es, spezifische Fragen und Themen aus der Fachcommunity kompakt zu vertiefen und gemeinsam zu diskutieren, sodass die Denkanstöße des ersten Tages, aber auch Themen darüber hinaus ihren Platz fanden. Die nächsten Veranstaltungen sind bereits in Vorbereitung.
In einer Reihe von Beratungen für Forschungsprojekte und kleinere GLAM-Institutionen konnten individuelle Praxisanfragen zum Thema Digitalisierung aus der Fachcommunity adressiert und Hilfestellung gegeben werden. Insbesondere wurden Fragen nach passenden Digitalisierungsverfahren im Bereich 2D/3D gestellt. Da die Anfragen naturgemäß Einzelfälle und komplexer Natur waren und neben Fragen zum Digitalisierungsprozess insbesondere Fragen nach Standards und Langzeitarchivierung betrafen, setzten wir im Rahmen des Culture Helpdesks auf eine gemeinsame, NFDI4Culture-übergreifende Beratung. Bei Bedarf erfolgte eine Weitervermittlung an Digitalisierungszentren, Infrastruktureinrichtungen bzw. die jeweiligen Fachinformationsdienste.
Neben den Vernetzungs-, Beratungs- und Disseminationsaktivitäten entwickeln wir gemeinsam mit 4Culture Participants eine Toolchain zur Datenanreicherung. Diese macht es möglich, zunächst 3D-Daten innerhalb eines Knowledge Graphs zu annotieren, so dass die geometrischen Daten, die Metadaten des Objekts und die Annotationen selbst durchsuchbar werden, ohne dass die Datenzusammenhänge verloren gehen. Die Entwicklungsarbeit stützt sich auf mehrere bereits existierende FOSS (free open source software) tools.
Die verwendeten Tools folgen den FAIR-Prinzipien und übernehmen anerkannte Standards wie Persistent Identifiers und das W3C-Annotation Model. Sie erleichtern es, 3D-Objekte und Annotationen untereinander zu verlinken. Außerdem können sie über das Semantic Web und verschiedene Normdaten (GND, Getty’s AAT, VIAF und weitere) eine Verbindung zum übergreifenden kulturellen Kontext herstellen – unter anderem historische Orte und Personen, Geodaten und technische Metadaten.
Die Implementierung wird in einem offenen, iterativen Prozess in enger Kollaboration mit der 4Culture Community durchgeführt, um Transparenz zu gewährleisten, doppelte Arbeit zu vermeiden und eine optimale Usability zu sichern. Der erste Meilenstein, der erreicht wurde, ist die Entwicklung eines Mechanismus für das automatische Herstellen einer Verbindung zwischen OpenRefine und einer selbst installierten und verwalteten Wikibase Instanz.
Der nächste Meilenstein wurde zusammen mit dem Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland erreicht. Dabei wurden Bilder, Videos und 3D-Daten zusammen mit ihren Metadaten gesammelt und in Wikibase importiert. Die Daten wurden zusammen mit den Datenpartnern und und den benachbarten Aufgabenbereichen Datenpublikation und Langzeitarchivierung und Übergreifende technische, ethische und rechtliche Aktivitäten modelliert.
Im nächsten geplanten Meilenstein werden Wikibase und Kompakkts Renderer und Benutzeroberfläche hergestellt. Kompakkt wird der Einstiegspunkt für die Endnutzer:innen, um Datensets zu durchstöbern und Bilder und 3D-Modelle mit einem hohen Level an Präzision zu annotieren. Die Nutzungsworkflows und die Design-Wireframes für die Integration wurden zusammen den Datenpartnern und dem Entwicklungsteam von Kompakkt modelliert. Parallel zur Arbeit an der Wikibase-Kompakkt-Integration werden Kompakkts Funktionen erweitert, sodass eine kollaborative Annotation von großen 3D-Modellen und Punktwolken genauso schnell und einfach erfolgen kann wie jene an kleineren Modellen.
Bis Ende 2021 wird die Toolchain als MVP (minimum viable product) entwickelt, getestet und kontinuierlich durch weitere Datenpartnerschaften verbessert.
Wir engagierten uns zudem gleich von Beginn an in mehreren Querschnittsteams in NFDI4Culture und waren beispielsweise involviert in die Gestaltung und Etablierung des NFDI4Culture Portals, das Mitte des Jahres online ging und waren vielfältig unterstützend im Bereich interne Infrastruktur und Governance tätig.
Unser Team war außerdem in verschiedenen externen Veranstaltungen präsent und hat seine Kontakte in fachspezifischen Digitalisierungs-Arbeitsgemeinschaften vorangetrieben. Berichte zu unserem Aufgabenbereich wurden im Blog der TIB Hannover veröffentlicht.
Im folgenden Jahr möchten wir uns neben dem intensiven Vorantreiben des Community-Buildings auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit den anderen Aufgabenbereichen konzentrieren. Das Thema 3D soll sowohl bei den Veranstaltungen als auch den Handreichungen besonders im Fokus stehen. Außerdem sollen weitere Ressourcen in die Weiterentwicklung der Toolchain entsprechend der Bedarfe der Community fließen.