1. Modul: Einführung in LIDO

Was ist LIDO?

Das Metadatenschema LIDO (Lightweight Information Describing Objects) wurde für die Bereitstellung von Objektdaten für die Publikation entwickelt.

Beschreibungen von Kulturgütern können vielfältige Angaben enthalten. Diese Angaben können sich beziehen auf:

  • das (analoge, digitale, konzeptuelle) Objekt/Werk (z. B. ein Gemälde, ein Brief, eine Spielzeugfigur, eine Oper, eine Münze, eine analoge oder eine digitale Fotografie),
  • den Datensatz (Metadaten, Erschließungsdaten) und
  • (digitale) Reproduktionen/Repräsentationen des Objekts (Ressourcen wie z. B. Bilder, Scans, Videos).

LIDO liefert eine Struktur für diese Angaben und LIDO ähnelt anderen XML-Formaten für die Beschreibung von Kulturgütern, wie z. B. METS, das in vielen bibliothekarischen Anwendungen eingesetzt wird, oder EAD, das zur Beschreibung archivischer Findmittel verwendet wird. LIDO ist ein vielseitiges und flexibles Format, welches der Heterogenität musealer Objektdokumentation Rechnung trägt. LIDO wird zunehmend von Museen und Kulturerbe-Einrichtungen eingesetzt, um Informationen über Kulturgüter zu beschreiben. LIDO dient vielen Sammlungen als Datenformat für das Bereitstellen von Informationen zu Kulturgütern, z. B. in der Deutschen Digitalen Bibliothek oder in Europeana.

Kulturerbe-Einrichtungen arbeiten spartenspezifisch, d. h. je nachdem ob ein Objekt (z. B. ein Brief) in einem Museum, einem Archiv oder einer Bibliothek aufbewahrt und erschlossen wird, können die Vorgaben für die Erfassung (auch für denselben Objekttyp) unterschiedlich sein. LIDO wurde vor dem Hintergrund der musealen Objekterschließung entwickelt, kann jedoch auch in anderen Sparten zum Einsatz kommen.

XML

LIDO ist als XML-Schema definiert. Das Modul “XML Grundlagen für LIDO” enthält die nötigen Informationen, um ein LIDO-XML-Dokument und die XML-Beispiele in dieser Schulung lesen zu können.

Beschreibung materieller und immaterieller Kulturgüter

Die Vielfalt der mit LIDO beschreibbaren Objekte kann von natürlichen Objekten bis hin zu Kunstwerken reichen und z. B. Objekte aus dem Kunsthandwerk, der Archäologie, der Technik, den Biowissenschaften und anderen Bereichen umfassen.

Ein LIDO-Datensatz kann z. B. folgende Entitäten beschreiben:

Für weitere Informationen zu Datensatztypen s. Modul "Dokumentstruktur, Elementtypen, Attribute".

Wofür wurde LIDO entwickelt?

LIDO wurde für das Harvesting (“Ernten”) von Objektdaten entwickelt. LIDO ermöglicht es, Daten zu Objekten, die z. B. in Kulturerbe-Einrichtungen wie Museen, Archiven oder Bibliotheken entsprechend den hausinternen spartenspezifischen Vorgaben erfasst werden, auf standardisierte Weise für die Publikation bereitzustellen. Das erleichtert die Zusammenführung von heterogenen Daten aus sehr unterschiedlich strukturierten Erfassungsdatenbanken in Online-Portalen und ermöglicht eine vergleichende Suche mit möglichst genauen und vollständigen Ergebnissen.

Der häufigste Anwendungsfall ist bislang der Einsatz von LIDO als Zulieferformat für Portale wie z. B. die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB), Europeana oder das Graphikportal. Portalbetreibende können eigene LIDO-Anwendungsprofile definieren, mit denen sie den Datenliefernden spezielle Vorgaben zur Anwendung von LIDO machen (s. Modul “LIDO-Anwendungsprofile”).

LIDO wurde ursprünglich nicht für den Einsatz als Datenaustauschformat entwickelt, aber es gibt inzwischen auch ein LIDO-Anwendungsprofil für den Austausch von Daten zwischen Erfassungssystemen im Rahmen des Leihverkehrs (s. LIDO-Anwendungsprofil EODEM).

Geschichte und verwandte Standards

LIDO baut auf anderen Standards auf. Eine internationale Arbeitsgruppe, die heute den Namen CIDOC LIDO Working Group (Website) trägt, hat LIDO seit 2009 auf der Basis des XML-Schemas CDWA Lite (PDF) entwickelt. CDWA Lite wurde von den Categories for the Description of Works of Art (CDWA) (Website) abgeleitet und folgt dem Erschließungsstandard Cataloging Cultural Objects (CCO) (Website), der vom J. Paul Getty Trust und Artstor veröffentlicht wurde. Im Unterschied zu CDWA Lite ist LIDO für die Beschreibung von allen Arten von Objekten (nicht nur Kunstwerken) gedacht.

Die Weiterentwicklung von CDWA Lite zu LIDO erfolgte unter Berücksichtigung des CIDOC Conceptual Reference Model (CRM) (Website) einer Ontologie für Begriffe und Informationen im Bereich des kulturellen Erbes. LIDO orientiert sich an der Ereigniszentrierung des CIDOC CRM: Vielfältige Kontextinformationen zu einem Objekt können über Ereignisse in der Objektgeschichte (z. B. Herstellung oder Gebrauch) beschrieben werden. LIDO erlaubt dafür strukturierte Angaben zu Akteuren, Orten und der Zeit, zu der das jeweilige Ereignis stattgefunden hat (s. Modul "Deskriptive Metadaten").

In LIDO wurden zudem einige der in Spectrum definierten Informationseinheiten berücksichtigt, insbesondere aus dem Bereich “Object collection information”. Dieser Standard für das Sammlungsmanagement, wurde von Collections Trust (UK) entwickelt.

Die erste LIDO-Version LIDO v1.0 wurde 2010 durch die internationale CIDOC LIDO Working Group veröffentlicht.

Die Version LIDO v1.1 folgte 2021 (s. Modul “Was ist neu in LIDO v1.1?”). An der Entwicklung von LIDO v1.1 war auch die LIDO-DE AG der Fachgruppe Dokumentation im Deutschen Museumsbund (früher “AG Datenaustausch”, Website) maßgeblich beteiligt.

Der LIDO Primer gibt weitere Informationen zum Hintergrund von LIDO und zu verwandten Standards.

Designprinzipien

Für die Entwicklung von LIDO waren und sind folgende Prinzipien maßgeblich:

  • LIDO baut auf bestehenden Standards auf.
  • Der Einsatz von LIDO soll Interoperabilität und Anpassungsfähigkeit ermöglichen.
  • Die Detailtiefe der Angaben zu Objekten/Werken bleibt der datengebenden Einrichtung bzw. den Vorgaben der datennehmenden Einrichtung überlassen.
  • LIDO setzt bewährte Technologien ein (z. B. Linked Open Data Vokabulare, XML Schema).

Der LIDO Primer bietet eine ausführlichere Beschreibung der Designprinzipien.

Aufgaben

Einführung in LIDO

  1. Vertiefung: Bitte sehen Sie sich die Präsentation "Was ist LIDO?" an (18:45 min MP4).
  2. Vertiefung: Bitte laden Sie den LIDO-Beispieldatensatz "Geißblattlaube" (LIDO-Handbuch "Malerei und Skulptur") herunter. Drücken Sie dazu auf der der Download-Seite (Link) folgende Buttons: „Access File“ => „XML“ => „Accept“. Öffnen Sie die XML-Datei in Ihrem Browser und scrollen Sie einmal durch die gesamte Datei, um sich einen groben Eindruck von einem LIDO-Dokument zu verschaffen. Falls Sie nicht mit XML vertraut sind, lesen Sie bitte das Modul "XML-Grundlagen für LIDO".
  3. Vertiefung: Falls Sie sich näher für die Hintergründe von LIDO interessieren, lesen Sie bitte das Kapitel "About LIDO" aus dem LIDO Primer.
  4. Hands-on: Bitte wählen Sie ein Objekt aus Ihrer Sammlung oder aus einer Online-Datenbank wie der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB), Europeana oder dem Bildindex der Kunst & Architektur aus und stellen Sie folgende Informationen für das Objekt zusammen (falls manche Kategorien für Ihr Objekt nicht zutreffen, passen Sie die Kategorien bitte an oder lassen Sie sie weg):
    • Objekttitel/Objektname
    • Objekttyp deutsch
    • Objekttyp englisch
    • Angaben zur Herstellung: Beteiligte Person(en)/Institution(en), Herstellungsort, Datierung
    • Angaben zu Material und Technik
    • Maßangaben
    • Schlagwörter: Thema bzw. Bildinhalt
    • Bewahrende Institution
    • Rechte am Objekt
    • Abbildungen: Link zur Abbildung, Rechte an der Abbildung
    • Quelle des Datensatzes (z. B. Institution)
    • Link zum Datensatz

Materialien zur Vertiefung