Der Einsatz von Forschungssoftware ist zu einem integralen Bestandteil des gesamten Forschungsprozesses geworden. Unter Forschungssoftware verstehen wir Software, die in der Forschung eingesetzt wird, um Forschungsdaten zu erzeugen, zu verarbeiten, zu analysieren, zu verknüpfen oder zu präsentieren. Forschungssoftware ist auch im Bereich des Kulturerbes und den in NFDI4Culture vertretenen wissenschaftlichen Disziplinen (Architektur, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Theater-, Film-, Medienwissenschaft) ein zentraler Arbeitsgegenstand, insbesondere in Form von Forschungswerkzeugen und Datendiensten.
Doch wie kann Software so entwickelt, angeboten und genutzt werden, dass sie selbst und die mit ihr produzierten Forschungsergebnisse nachhaltig im Sinne der FAIR-Kriterien verfügbar bleiben und möglichst nachnutzbar sind? Obwohl die zunehmende Bedeutung von Software für die geisteswissenschaftliche Forschung unbestritten ist, kann ihre Nachhaltigkeit noch weiter gestärkt werden. Dieser Leitfaden soll eine Hilfestellung und Orientierung für Entwickler:innen von Forschungssoftware sein. Es werden grundlegende Kriterien für nachhaltige Forschungssoftware genannt und eine Reihe von Handlungsbereichen definiert. Für jeden Handlungsbereich werden allgemeine Empfehlungen, Hinweise zur Umsetzung, zur formalisierten Überprüfung und zu weiterführenden Informationen gegeben.
Im Fokus des Leitfadens steht die auf die FAIR-Kriterien ausgerichtete technische Nachhaltigkeit von Forschungssoftware. Zwar werden zunehmend auch ökologische Aspekte in Überlegungen zu nachhaltiger Softwareentwicklung einbezogen, allerdings können durch das Zusammenspiel von zentralisierter IT-Infrastruktur (Rechenzentren, Server), lokaler Hardware und komplexen Prozessen in der Softwareentwicklung in diesem Zusammenhang aktuell nicht ohne weiteres allgemeingültige Handlungsempfehlungen gegeben werden. Im Digital Humanities Climate Coalition Toolkit finden sich Vorschläge und Anregungen wie man im Rahmen der Entwicklung von Software ökologisch nachhaltig(er) vorgeht.
Im vorliegenden Leitfaden liegt das Augenmerk außerdem auf der Entwicklung von Forschungssoftware. Für die Nutzung von Software können aus den Empfehlungen des Leitfadens Orientierungspunkte/Kriterien für die Auswahl von Forschungssoftware ableiten. Gleiches gilt für die Nutzung von Software/-paketen in Software Stacks. Ausführlichere Hinweise für die nachhaltige Nutzung von Forschungssoftware sind geplant.
Mit Hilfe von Badges (Logos, Zahlen oder Text mit Links zu weiterführenden Informationen, die sich auch dynamisch anpassen können) können Merkmale einer Software sichtbar und schnell zugänglich gemacht werden, wie in diesem Beispiel:
Konkrete Hinweise hierzu finden sich in den einzelnen Abschnitten zu den einzelnen Handlungsbereichen bei den Möglichkeiten zur formalisierten Überprüfung. So lassen sich in Form von Badges das Datum des letzten Commits, die Anzahl aktiver Entwickler:innen, bestehende Testabdeckung, u. ä. anzeigen und weitergeben. Aber auch für statische Merkmale wie Softwarelizenzen kann die Verwendung von Badges die Nachvollziehbarkeit und Zugänglichkeit verbessern. Darüber hinaus gibt es Badges, die Gruppen solcher Merkmale oder Ergebnisse automatisierter Auswertungen themenbezogen zusammenfassen, um sie besser fassbar zu machen.